Wieder ist ein Jahr vergangen, nunmehr das Zweite meiner Selbstständigkeit. Das
Leben hat sich ein wenig geordnet, ist aber nicht weniger interessant und aufregend.
Selten hatte ich bisher so vieles parallel getan. Mein Büro hat sich stabilisiert und ich
konnte diverse kleinere und größere Aufträge erledigen. Zunehmend spielen hierbei
fachliche Kenntnisse eine Rolle und nicht mehr politische Beziehungen.
Hauptaugenmerke meiner Tätigkeit im letzen Jahr lagen in der Lehre, in den
Publikationen und der Vorbereitung und Betreuung diverser Fachveranstaltungen.
Seit 2005 bin ich als Dozentin im Fachbereich Stadt- und Regionalplanung an der TU
Darmstadt tätig. Dort konnte ich gemeinsam die Studenten bei diversen Projekten
betreuen. Mal lag der Schwerpunkt auf der Konversion ehemaliger Militärflächen,
mal beim Mauerstreifen, mal in der Aufwertung von brachgefallenen
denkmalsgeschützten Industriegeländen in Quartieren mit besonderem
Entwicklungsbedarf. Hierbei ging es immer um den Umgang mit der Stadt, die
Qualifizierung der Freiflächen und die Integration ganz unterschiedlicher Menschen.
Ich denke, dass in diesen Bereichen neben einer neuen energieeffizienten Bauweise
die Themen der Zukunft liegen. Dies gilt es auch mit den Studenten zu diskutieren. Im
April 2008 habe ich meine Lehrtätigkeit erweitert. Meine Gastprofessur an der TFH
Berlin gibt mir die Chance, ganz unterschiedliche Lehrmodelle zu studieren und
miteinander zu verknüpfen.
Daneben hat das Schreiben von Fachpublikationen einen wichtigen Platz
eingenommen. Dabei musste ich feststellen, dass die Arbeit hieran sehr viel
aufwendiger ist, als ursprünglich gedacht. Bis zum Sommer 2008 lief die Mitarbeit an
dem Lehrbuch „Stadtplanung – eine illustrierte Einführung“ von Prof. Gerd Albers und
Prof. Julian Wékel, erschienen im Primusverlag. Die Erarbeitung eines vernünftigen
Bildkonzepts und die Zusammenstellung von prägnanten aktuellen Beispielen aus
ganz Deutschland zu den verschiedensten Themen nahm einen großen Teil meiner
Zeit ein. Aber auch bei dieser Arbeit habe ich viel gelernt, denn der unterschiedliche
Umgang der Städte und Gemeinden mit vergleichbaren Themen war ein guter
Ansatz zu weiterer Forschung und Lehre und brachte Anregungen für meine
selbstständige Tätigkeit.
Auch der schon in im letzten Jahr angekündigte Fotoband von Gisela Stappenbeck
über das „Bauen in Ostberlin 1959 – 1989“, für den ich den einleitenden Text verfasst
habe, ist inzwischen im Verlag Dom publishers erschienen. Wenn man die heutige
Entwicklung der zentralen Orte in Ostberlin verstehen will, ist es sinnvoll nicht nur die
Zeit des Barock, des Klassizismus und der Gründerzeit zu betrachten. Die DDR
Entwicklung ist ebenso wichtig, auch sie bildet ein Stück Geschichte dieser Stadt.
Gleichzeitig bietet das Buch Gelegenheit, den Umgang der DDR mit den Themen
Abbruch, Stadtumbau und kritische Rekonstruktion zu reflektieren.
Im letzten Jahr konnte ich ebenfalls mein Buch über das Bauen in Mitte seit 1990
abschließen. Inzwischen ist das Material so umfänglich geworden, dass es zwei
Bände umfasst. Dank der Mithilfe vieler Architekturbüros, Behördenmitarbeiter und
Fotografen ist es gelungen ein umfassendes Werk über die knapp 20jährige
Entwicklung im Zentrum Berlins zusammenzustellen. Aber nicht nur die systematische
Darstellung fast aller Neu- und Umbauprojekte war mein Ziel. Durch eine Vielzahl von
Exkursen wird die Mitte Berlins aus ganz unterschiedlichen Blickwinken betrachtet.
Ergänzende Aufnahmen aus unterschiedlichen Jahrzehnten und Milieus sollen ein
Stück weit Geschichte und Atmosphäre vermitteln. Ich hoffe, dass im Frühjahr die
letzten technischen Arbeiten des Verlages abgeschlossen werden.. Ich bedanke
mich ganz herzlich bei allen, die zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben
und bin gespannt auf Ihre Reaktion.
Das letzte Jahr hat auch für meine Kinder große Veränderungen gebracht. Christian,
der Älteste hat sich als Architekt in die Selbstständigkeit begeben. Unter anderem
gehört der Umbau einer denkmalsgeschützten Turnhalle in Jelenia Gora (Polen) zu
seinen ersten eigenen Projekten. Seine Liebe zur chinesischen Architektur, die er
schon in seinem Diplom darstellen konnte, hat er in seinem Buch „Sinotecture. Neue
Architektur in China“ zum Ausdruck gebracht. Wie sieht sie aus, die neuere
chinesische Architektur, also die von chinesischen Architekten geschaffen
Bauwerke? In seiner Rezension stellt Nikolaus Bernau dar: “Dubrau´s zwar
begeisterter, aber auch erfreulich kritischer Text lässt keinen Zweifel daran, dass sich
China in einer schweren kulturellen Krise befindet zwischen der verzweifelten Suche
nach Anerkennung, dem Wunsch, 4000 Jahre Tradition als Kulturnation
weiterzuführen und den Zwängen der Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung
sowie der nicht mehr nur dräuenden, sondern ganz akuten ökologischen
Bedrohung.“ Aber es gibt sie die neuen Entwürfe und Bauten - auch wenn sie bisher
noch eine Architektur der Nische sind.
Philipp steht nach knapp fünf Jahren Studium kurz vor seinem Diplom als Ingenieur für
Technische Informatik. Ich wünsche ihm, dass er im neuen Jahr der Abschluss erreicht
und eine spannende Arbeit findet. Anton ist noch immer in Montreal (Kanada). Er hat
die erste Etappe seiner Ausbildung geschafft. Im Dezember konnte er sein Bachelor
of Science abschließen und hat jetzt mit dem Master begonnen. Der Sommer gab
uns Zeit für eine gemeinsame Reise nach Vietnam. Hier haben wir ein Land des
Aufbruchs kennen gelernt, das versucht das schwere Erbe des Krieges zu vergessen
und mit seinen Schätzen wirbt. Sandra, die Jüngste wohnt seit nunmehr acht
Monaten in einer Wohngemeinschaft in Kreuzberg und genießt ihre Selbstständigkeit.
Im Sommer konnte sie ihre Ausbildung als Beiköchin beenden. Sie arbeitet zurzeit bei
dem Freien Träger Mosaik. Wir hoffen, dass es ihr gelingen kann, in diesem Jahr eine
feste Stelle zu bekommen.
So ist ein für uns alle ereignisreiches Jahr vergangen. Ich möchte mich bedanken für
die gute Zusammenarbeit der letzten Jahre und freue mich auf weitere gemeinsame
Projekte und Erlebnisse.
Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen für das Neue Jahr